04.08.2009

Liquiditätsmangel intern bekämpfen

Liquiditätsengpässe, Forderungsausfälle, Kundenpleiten
Deutsche Unternehmen ächzen unter der Last der Finanzierung. Dennoch werden die notwendigen internen Instrumente viel zu wenig genutzt.Gerade kleine und mittlere Unternehmen müssen intern Maßnahmen ergreifen, um vermeidbare Risiken auch wirklich konsequent und professionell zu vermeiden.

Selbsteinschätzung kontra Realität
Während viele Unternehmen die Ursachen ihrer Liquiditätsprobleme vor allem in externen Faktoren wie der schlechten Konjunktur, bürokratischen Hemmnissen oder verschärften Kreditvergabepraxis sehen, weisen Experten deutlich auf interne Ursachen hin. Einer der größten Risikofaktoren, so die Experten, sei „ein hundsmiserables Debitorenmanagement vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen“. Als weitere Faktoren nennen die Experten neben der schlechten Zahlungsmoral der Kunden vielfach „mangelndes betriebswirtschaftliches Know-how“. Viele Unternehmen würden auch viel zu langsam oder gar nicht auf Veränderungen der Märkte reagieren. Nach dem Motto „das hat schon immer so geklappt“ arbeiteten viele, ohne den globaleren Wettbewerb, den technischen Fortschritt oder die veränderte Wettbewerbssituation in ihr Risikomanagement einzubeziehen.

Nachlässige Bonitäts-Prüfungen
Die meisten Risiken sind mit entsprechendem Management und Know-how beeinflussbar. Das gilt vor allem für die Einschätzung des Forderungs-Ausfallrisikos sowie das Verhalten gegenüber säumigen Zahlern. Insgesamt bestünde ein hoher Nachholbedarf im Kredit- und Forderungsmanagement. So führen nur ca. 50 % der Unternehmen bei neuen Kunden immer oder meistens eine Risiko-Analyse anhand von Bonitätsprüfungen durch. In den Branchen Gewerbe und Handel tun dies mehr, während der Dienstleistungsbereich zur Risikominimierung eher auf die Vereinbarung individueller Zahlungsziele setzt. Besonders bei neuen Aufträgen bestehender Kunden nutzen nur noch wenige die Bonitätsprüfung zur Messung der Ausfallwahrscheinlichkeit – die Mehrzahl der Unternehmen prüft „selten“ oder „nie“. Bestehen Zweifel an der Zahlungsfähigkeit, lehnen nur knapp die Hälfte der Unternehmen Aufträge neuer Kunden ab.

Zu selbstzufrieden
Trotz dieser offensichtlichen Mängel, zeigen sich die Unternehmen bei der Beurteilung ihres Kreditmanagements sehr selbstzufrieden. Experten dagegen beurteilen die Situation kritischer. Sie sehen die Hauptrisiken in mangelnder Vorsorge und zu geringem Problembewusstsein. „Viele sind schon zufrieden, wenn sie nur die Hälfte des Geldes bekommen und den Auftrag abhaken können. Die Scheu, Forderungen konsequent nachzugehen, ist groß“.

Nur wenige nutzen externe Dienstleister
Bei einer plötzlichen negativen Änderung des Zahlungsverhaltens eines Kunden scheuen sich die Unternehmen, der Forderung sofort nachzugehen und warten zunächst ab. Nur sehr wenige delegieren das Forderungsmanagement an einen externen Dienstleister.

Zusammenfassung
Insgesamt sind Nachlässigkeiten im Kreditmanagement eine wesentliche Ursache für Forderungsausfälle, und „Je länger eine Forderung draußen ist, desto schwieriger wird die Realisierung und der Ausfall wahrscheinlicher.“ Viele Unternehmen würden auch die Prüfung der Bonität von Kunden vernachlässigen und sich scheuen, berechtigte Forderungen konsequent durchzusetzen, weil sie die Verärgerung des Kunden fürchten.

Fazit
„Man muss sich trauen, auch mal Tacheles zu reden.“ Insgesamt könnten KMUs das Forderungsausfallrisiko bis auf ein relativ geringes Restrisiko auf vielfältige Weise effektiv begegnen.
Das ist billiger als sich bei Banken und anderen Quellen Liquidität zu verschaffen.
Ralf Ringwald, Bürgel-Suedwest